Wenn Farbe ins Spiel kommt (Folge 5)

Wenn Farbe ins Spiel kommt. – Folge 5: Konsequenzen, die sich aus einer Blauen Karte ergeben.

In den bisherigen Folgen haben wir erfahren, welche Verhaltensweisen von Spielern und Haupttrainern die HSR veranlassen, dem Verursacher eine Blaue Karte zu zeigen. Jetzt werden wir uns mit den Konsequenzen beschäftigen, die sich daraus ergeben. Dabei ist zwischen drei Aspekten zu unterscheiden: persönliche Strafe gegen den Verursacher, Strafe gegen die Mannschaft und Spielfortsetzung.

5.1  Persönliche Strafe gegen den Verursacher

Wem die HSR eine Blaue Karte zeigen, der muss seine Zeitstrafe von 2 Minuten Dauer auch immer vollständig auf dem Stuhl zwischen seiner Reservebank und dem Zeitnehmertisch absitzen. Es gibt keine Möglichkeit, dies abzukürzen. Sollte sich der Spieler – aus welchem Grund auch immer – weigern, auf dem dafür vorgesehenen Stuhl Platz zu nehmen, müssen ihm die SR die Rote Karte zeigen. Wer seine Zeitstrafe dort absitzt, darf auch keinen Einfluss auf das Spielgeschehen ausüben, er sollte insbesondere jegliche Kommentare unterlassen, und er darf auch während einer Auszeit nicht zur Reservebank seiner Mannschaft. Wer sich nicht daran hält, riskiert die Rote Karte.

5.2  Strafe gegen die Mannschaft

Mit dem Zeigen der BK ist auch immer eine Strafe gegen die Mannschaft verbunden. Sie muss dann maximal zwei Minuten mit einem Spieler weniger spielen, solange die andere Mannschaft keinen gültigen Treffer erzielt (= sog. Unterzahl). Zeigen die SR zum gleichen Zeitpunkt im Spiel jeweils einem Spieler jeder Mannschaft eine BK, dann entfällt die Unterzahlstrafe und beide Teams können sich ergänzen.  – Zeigen die SR zweimal eine Blaue Karte gegen einen Verursacher der gleichen Mannschaft, oder zeigen sie eine weitere Blaue Karte gegen dieselbe Mannschaft, während noch eine Unterzahlstrafe läuft, dann beginnt die zweite Strafe gegen diese Mannschaft erst, wenn die erste Unterzahlstrafe beendet ist.

Ist eine Unterzahlstrafe noch nicht abgelaufen, und befindet sich eine weitere Unterzahlstrafe in Wartestellung, dann dauert die nächste Unterzahlstrafe immer maximal 5 Minuten (unabhängig davon, ob sie aus einer BK oder aus einer RK resultiert).

Haben die SR einem Haupttrainer die Blaue Karte gezeigt, dann muss er bestimmen, welcher seiner Spieler das Spielfeld verlässt, um die Unterzahl herzustellen. Dieser Spieler darf sich auf die Reservebank setzen, und er darf auch während des Unterzahlspiels seiner Mannschaft einen Spieler auf dem Spielfeld ersetzen. Schließlich hat er ja keinen Regelverstoß begangen und ist deshalb auch keinen weiteren Beschränkungen ausgesetzt. Dem Haupttrainer fällt also in einem solchen Fall eine Mitwirkungspflicht zu. Auch hier zahlt sich unkooperatives Verhalten in keinem Fall aus und bringt der Mannschaft nur Nachteile. Den Spieler wird dann letztlich der Delegierte bestimmen.

5.3  Spielfortsetzung

Bei allen Disziplinarmaßnahmen müssen sich die SR auch Gedanken über die Spielfortsetzung machen. Mussten sie das Spiel nach einem Regelverstoß unterbrechen, um Disziplinarmaßnahmen nach einer Blauen Karte anzuzeigen, dann ist das Spiel immer mit einem Direkten Freistoß gegen die Mannschaft des Verursacher fortzusetzen. War das Spiel bereits unterbrochen (z.B. während einer Auszeit, als sich der Ball im Aus befand oder sonst nicht spielbar war), und ereignet sich dann ein Regelverstoß, der eine Disziplinarmaßnahme erfordert, entfällt der direkte Freistoß. Das Spiel wird mit derjenigen Maßnahme fortgesetzt, die auf den Grund für die Unterbrechung folgt (Bully, Mittelanstoß, Direkter oder Indirekter Freistoß).

5.4  Missverständnisse

Gelegentlich schätzen Trainer und Spieler die Situation um das Unterzahlspiel falsch ein und wundern sich, wenn ihnen die HSR statt einer BK die Rote Karte zeigen, sobald der Spieler ihrer Mannschaft das Spielfeld betritt. Was ist geschehen? – Nun, in der Mehrzahl der Fälle haben sie die Unterzahlstrafe gegen die Mannschaft mit der Zeitstrafe gegen den Verursacher verwechselt. Die Ansage des Hallensprechers, dass die Zeitstrafe eines Spielers abgelaufen ist, hat den Trainer glauben lassen, dass er seine Mannschaft jetzt wieder ergänzen darf. Folglich schickt er einen seiner Reservespieler auf das Spielfeld und – zack, beide tappen in die Rot-Falle. Es lief nämlich noch eine Unterzahlstrafe gegen diese Mannschaft. Der Trainer durfte gar nicht auffüllen. Art. 17.6.4 SPRGLN 2018 fordert von den HSR in einem solchen Fall, dass sie sowohl dem Spieler, als auch dem Trainer die Rote Karte zeigen – mit weiteren Folgen gegen deren Mannschaft. Warten Trainer und Spieler auf das Signal vom Zeitnehmertisch (ASR, Schreiber usw.), dass der Spieler das Spielfeld betreten darf, dann sind sie auf der sicheren Seite. Ansonsten begeht ein Offizieller am Zeitnehmertisch den Fehler. Fehlt aber das Signal vom Zeitnehmertisch, obwohl die Unterzahlstrafe beendet ist, darf der Spieler seine Mannschaft trotzdem wieder ergänzen, ohne weitere Folgen befürchten zu müssen.

Verantwortlich für derartiges Fehlverhalten sind aber nicht die SR, die solche Vorkommnisse richtig bewerten und ahnden, sondern letztlich die Verfasser des Regeltextes, die es versäumt haben, die verschiedenen Disziplinarmaßnahmen leicht verständlich in einem Abschnitt zusammenzufassen. Stattdessen haben sie diese über das gesamte Regelwerk verstreut.

Manche Leser haben die SR-Kommission Rollhockey gebeten, die jeweiligen Beiträge kürzer zu fassen. Dies ist jedoch nicht immer möglich. Schließlich soll neben der Vermittlung eines besseren Regelverständnisses auch für Fairständnis gegenüber dem schwierigen Amt des SRs geworben werden. Ein SR, der seine Aufgabe gewissenhaft und unvoreingenommen wahrnimmt, wird eine Mannschaft niemals absichtlich benachteiligen. Manchmal liegt jedoch auch der beste SR mit der einen oder anderen Entscheidung daneben. So ist Sport nun einmal.

Die SR-Kommission Rollhockey schließt die Informationen zur Blauen Karte hiermit ab.