Wenn Farbe ins Spiel kommt. (Folge 4)

Wenn Farbe ins Spiel kommt. – Folge 4: Weitere Situationen im Spiel, die eine Blaue Karte erfordern.

In den Folgen 1-3 haben wir uns mit den in Art. 32.1 SPRGLN 2018 aufgeführten Fallbeispielen beschäftigt, in denen die SR dem Verursacher eine BK zeigen sollen. Das Regelwerk zählt aber an anderen Stellen weitere Situationen auf, in denen die SR gefordert sind, eine BK zu zeigen.

4.1  BK gegen die Mannschaftskapitäne wegen Antispiels

Antispiel stellt sich ein, wenn die Mannschaft, die den Ball besitzt, nicht zu erkennen gibt, auf das gegnerische Torgehäuse zu schießen, um einen Torerfolg zu erzielen, während die andere Mannschaft zur gleichen Zeit ein passives Verhalten zeigt, indem sie nicht versucht, in Ballbesitz zu gelangen. Beide Mannschaften verzichten jeweils darauf, einen Torerfolg zu erzielen.

Worauf sollen die SR achten? – Nun, zunächst einmal müssen beide Mannschaften Antispiel zeigen – eine reicht nicht. Stellen die SR dies fest, sollen sie das Spiel unterbrechen und beide Kapitäne in den Mittelkreis holen. Dort fordern sie mit deutlichen Worten und Gesten, dass Antispiel zu unterlassen ist. Danach setzen sie das Spiel mit Bully an der Stelle fort, an der sich der Ball bei der Spielunterbrechung befand.
Kommen die Mannschaften der Weisung nicht nach, müssen die SR das Spiel erneut unterbrechen und beiden Kapitänen oder ihren Stellvertretern auf dem Spielfeld die Blaue Karte zeigen und sie 2 Minuten vom Spiel ausschließen. Spielfortsetzung mit Bully, wie oben.
Betreiben beide Mannschaften weiterhin Antispiel, müssen die SR das Spiel beenden. Sie fertigen danach einen Sonderbericht an den Spielleiter an.

Was veranlasst die Mannschaften zu einem derartigen Verhalten? – Nun, es kann Konstellationen in einem Spiel geben, bei denen beide Mannschaften eine Niederlage nicht (mehr) riskieren wollen, und stattdessen mit einem Punktgewinn zufrieden sind. Oder eine Mannschaft benötigt keine weiteren Treffer mehr, um ihre Position in der Tabelle abzusichern, während auch der anderen Mannschaft der Status quo reicht, um nicht eine schlechtere Tabellenposition zu erreichen. Warum soll man sich also verausgaben oder unnötig anstrengen? Welchen Motiven die Spieler auch immer folgen mögen, die SR müssen bereits frühzeitig handeln. Ein erstes Anzeichen für Antispiel könnte sein, wenn ein Spieler mit dem Ball allein auf den gegnerischen TW zuläuft und dann in eine der Ecken abdreht, um einen Torerfolg zu vermeiden. Ein weiteres Indiz stellt sich ein, wenn die verteidigende Mannschaft in ihrem Abwehrsystem verharrt und den Spieler mit Ball nicht angreift, während die gegnerische Mannschaft den Ball in den eigenen Reihen hält, ohne einen Torerfolg zu suchen. Stellt sich eine solche Situation erneut ein, nachdem der Ballbesitz nach 45 Sekunden automatisch gewechselt hat, sollten die SR nachdenklich werden und bald handeln.

4.2  Blaue Karte gegen den Haupttrainer

In einigen Situationen fordern die Spielregeln, dass die SR dem Haupttrainer eine BK zeigen. Eine solche Maßnahme ist – wie bei den Spielern – bis zu dreimal möglich. Der Haupttrainer muss aber nicht auf einem der Stühle neben dem Zeitnehmertisch eine Zeitstrafe absitzen. Er darf sich weiterhin an seiner Reservebank aufhalten und sein Team auch coachen. Seine Mannschaft muss jedoch in Unterzahl spielen. Haben die HSR dem Haupttrainer die dritte BK gezeigt, müssen sie ihm zusätzlich die Rote Karte (RK) zeigen. Nach einer RK kennen auch die Spielregeln keine Gnade mit dem Haupttrainer. Er muss den gesamten Bereich um das Spielfeld verlassen und darf keinen Einfluss mehr auf seine Mannschaft und das Spielgeschehen ausüben.

Der erfolgsorientierte Trainer wird folgende Situationen für eine BK kennen und diese möglichst vermeiden:
– Regelverstoß außerhalb des Spielfelds, wenn der Verursacher nicht identifiziert werden kann – je nach Schwere BK oder RK gem. Art. 28.2.2 SPRGLN 2018
– Zweite Ermahnung gegen den Haupttrainer gem. Art. 30.3.2.1 SPRGLN 2018.
– Ernster Regelverstoß gem. Art. 32.1.1 SPRGLN 2018 – unzulässiges Verhalten, offenkundig mit einer Entscheidung der SR oder eines Offiziellen am Zeitnehmertisch nicht einverstanden sein.

4.3  Blaue Karte gegen andere Mannschaftsangehörige

Die BK ist nur Spielern, Torwarten und Trainern vorbehalten. Insoweit brauchen sich alle anderen Angehörigen einer Mannschaft um Blaue Karten keine Sorgen machen – sie werden nur die Rote Karte sehen, sind sofort ausgeschlossen und müssen den äußeren Spielfeldbereich verlassen. Wer also seine Mannschaft unterstützen möchte, sollte sich besser in Zurückhaltung üben, insbesondere wenn er schon ermahnt ist. Zu häufig ist es in der Vergangenheit vorgekommen, dass sich Mechaniker, Delegierte oder Mannschaftsbetreuer wiederholt ins Spielgeschehen eingemischt haben, indem sie eine Spielunterbrechung provozierten (absichtlich das Spielfeld betreten, Gegenstände auf das Spielfeld werfen, an der Bande vorbeilaufende Spieler greifen oder mit Wasser bespritzen, den SR mit Kommentaren beeinflussen usw.). Derartige Verhaltensweisen dienen nicht dem sportlich fairen Wettbewerb und sind deshalb unmissverständlich und hart zu bestrafen.

4.4  Ablauf

Das Zeigen der Blauen Karte unterliegt einem eindeutigen Szenario (vgl. Art. 7 Ziffer 9 TR), damit unmissverständlich klar ist, wer von der Disziplinarmaßnahme betroffen ist. Im Basketball beispielsweise ist der jeweilige Spieler verpflichtet, den Arm zu heben, um sich als Verursacher auszuweisen. Für die Offiziellen am Zeitnehmertisch wird es so einfacher, die jeweilige Strafe exakt zuzuordnen.

Im Rollhockey sollen die HSR den Verursacher eines ernsten Regelverstoßes von anderen Mitspielern oder Gegenspielern absondern. Der Betroffene, dem quasi eine gewisse Mitwirkung zufällt, soll sich etwa 2 m vor dem SR von Angesicht zu Angesicht aufstellen. Danach zeigt ihm der SR die Blaue Karte. Erst dann darf sich der Spieler zur Bande begeben, um das Spielfeld zu verlassen. – Es macht also wenig Sinn, wenn der Verursacher nach seinem Foul den Unparteiischen ignoriert, sofort das Spielfeld verlässt und sich auf den Stuhl setzt. Der konsequente SR wird ihn auffordern, auf das Spielfeld zurückzukehren, damit er seine Maßnahme beenden kann. Schnell schaukelt sich hier unnötig ein Konflikt hoch, bei dem der Spieler bzw. dessen Mannschaft nur verlieren kann. Der Abstand zur Roten Karte schmilzt enorm. Aber auch der SR wird beschädigt, obwohl er doch eigentlich richtig handelt.

Es sei nochmals darauf hingewiesen, das die vorgestellten Situationen beispielhaft sind, für eine Blaue Karte. Die Spielregeln können nicht jede erdenkliche Situation abbilden, die sich irgendwann einmal jemand ausgedacht oder in einer anderen Sportart abgeschaut hat, und diese Aktion nun plötzlich in einem Rollhockeyspiel präsentiert. Die SR müssen sie wahrnehmen, mit dem Regelwerk abgleichen und sofort darüber entscheiden.

In der nächsten Folge untersuchen wir die Konsequenzen, die sich aus einer Blauen Karte ergeben.