Deutschland: Nationalmannschaften sagen Europameisterschaften ab!

Der DRIV wird mit seinen Rollhockey-Nationalmannschaften in diesem Jahr an keinem von World Skate Europe organisierten Wettbewerb teilnehmen. Der Vorstand der Sportkommission Rollhockey hat dies einstimmig und ohne Diskussion beschlossen. Gründe gibt es dafür gleich mehrere, die sind aber keineswegs nur durch die Corona-Pandemie begründet. Auch Deutschland erteilt dem europäischen Verband damit eine klare Absage.

Es ist kein Geheimnis: Derzeit schwelt ein Konflikt zwischen dem von den großen Nationen aus Südeuropa geführten Komitee und den kleineren Verbänden im Rest des Kontinents. Während die Profi-Vereine aus Portugal, Spanien und Italien ohne größere Beeinträchtigung durch die Corona-Pandemie ihren nationalen Spielbetrieb fortsetzen konnten, stehen in Deutschland seit über einem Jahr fast alle Rollen still. Doch ungeachtet des Stillstands in den anderen Nationen und der für diese Teams und Schiedsrichter herrschenden Reisebeschränkungen hält World Skate Europe eisern an der Durchführung seiner Wettbewerbe fest, verhindert damit die Teilnahme der Amateur-Teams an seinen Club-Wettbewerben. So sind die Euroliga, der WSE-Cup und die Female League nur noch rein südeuropäische Wettbewerbe mit Teams aus Portugal, Spanien und Italien.

Nun stand auch die Meldung zu den diesjährigen Europameisterschaften an. Den SK-Vorsitzenden Thomas Ullrich hat dazu von World Skate Europe allerdings keine entsprechende Anfrage erreicht. Seit Mitte Februar herrscht Funkstille zwischen WSE-Komitee und der Sportkommission Rollhockey im DRIV. Anderen Nationen liegt die Abfrage bereits vor, die Verantwortlichen im deutschen Rollhockey hat sie nur über Umwege erreicht. World Skate Europe hat darin die genauen Austragungsorte offen gelassen. Fünf Wettbewerbe stehen für unsere Nationalteams in diesem Jahr an. Und, welch Überraschung, auch die Wettbewerbe für die Nationalmannschaften finden alle in Südeuropa statt. Viermal soll es nach Portugal gehen, für die Herren Ende August, für die U17-Herren Anfang September, für die Damen im Oktober und für die U17-Damen Ende Dezember. Für die U19-Herren soll es Ende September nach Italien gehen.

Seit über einem Jahr stehen fast alle Rollen still. Dies betrifft nicht nur die Rollhockey-Bundesligen, den DRIV-Pokal und die Nachwuchs-Meisterschaften. Auch das Vereinstraining findet, bis auf wenige Ausnahmen im Herbst letzten Jahres, quasi seit einem Jahr nicht mehr statt. Für einen Sport mit so komplexen Bewegungsabläufen ist die regelmäßige Bewegung auf Rollschuhen jedoch unabdingbar. Auch mit Joggen oder Radfahren bleiben Muskulatur, Sehnen und Bänder nicht in der für einen so dynamischen Sport erforderlichen Ausprägung erhalten. Ein regelmäßiges Kadertraining als Ersatz für fehlendes Vereinstraining ist zeitlich und finanziell auf Bundesebene für den Amateur-Sport nicht zu stemmen. Doch während Rollhockey in Deutschland noch auf den Neustart wartet, trainieren neben den Profis in Südeuropa auch bereits andere Nationalteams wieder. Die Schweiz, England, Andorra, Österreich und Israel sind bereits zurück im Training oder stehen kurz davor.

Doch ungeachtet der unterschiedlichen Voraussetzungen tritt der sportliche Aspekt derzeit deutlich hinter dem Gebaren von World Skate Europe zurück. Der Vorstand der Sportkommission Rollhockey des DRIV ist nicht länger bereit, Zeit und Geld ihrer Aktiven und Vereine in einen europäischen Verband zu investieren, der die Interessen des deutschen Rollhockeys und seine demokratisch gewählten Vertreter mit Füßen tritt. Einstimmig, zwar mit großem Bedauern, aber ohne jede Diskussion fiel die Entscheidung, sich in diesem Jahr an keinem WSE-Wettbewerb mehr zu beteiligen. Die Absage der Europameisterschaften bedeutet jedoch keines Falls, dass die Nationalteams des DRIV ohne Wettbewerb bleiben sollen. Ganz im Sinne der Aktiven wird man sich zeitnah nach Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb mit seinen Partner-Verbänden abstimmen und gemeinsam mit diesen alternative Wettbewerbe organisieren. Wettbewerbe, in denen es dann nicht mehr darum geht die Platzierung hinter den großen drei Nationen auszuspielen.