Am fünften Spieltag der Rollhockey-Bundesliga der Herren standen zwei Lokalduelle auf dem Plan. Ein Derbysieger machte es spannend, der andere gewann souverän. Derweil fuhr Spitzenreiter Herringen einen rekordverdächtigen Sieg ein.
Cronenberger Kantersieg im Derby
Es war mit einem packenden Krimi gerechnet worden, bevor die Lokalrivalen und Tabellennachbarn RSC Cronenberg und IGR Remscheid am fünften Spieltag der Rollhockey-Bundesliga aufeinandertrafen. Doch die Löwen sollten in der eigenen Halle überdeutlich die Oberhand behalten: Mit 10:4 schickten sie die Blau-Weißen zurück auf den Nachbarberg.
Dabei hatte vor stimmungsvoller Kulisse zunächst alles nach einem ausgeglichenen Bergischen Derby ausgesehen: Die IGR, die auf Topspieler Daniel Strieder verzichten musste, ging nach neun Minuten in Führung. Aaron Börkei hatte die blaue Karte gesehen; Alex Ober verwandelte den fälligen direkten Freistoß zum 0:1 für Remscheid. Mitte der ersten Hälfte platzte aber auch für den RSC der Knoten. Niko Morovic erzielte den Ausgleich. Kurz darauf ließ Aaron Börkei per sattem Vorhandschuss die erste Cronenberger Führung folgen. Doch die Gäste steckten nicht zurück: Einen mustergültigen Konter verwertete Max Richter zum 2:2.
Spätestens jetzt war bei den Löwen, angepeitscht vom gewohnt lautstarken Publikum, der Kampfgeist geweckt: In den letzten zwei Minuten vor der Pause schlugen sie eiskalt doppelt zu und gingen dank der Treffer von Börkei und Lucas Seidler mit einem 4:2 in die Kabine.
Zwar kam die IGR in der zweiten Halbzeit wegen eines Cronenberger Abwehrfehlers noch einmal heran, Yannick Peinke traf zum 4:3, doch damit war der Torreigen des RSC endgültig eröffnet. Grün-Weiß spielte sich in einen Rausch: Erst traf der agile Tom Drübert nach einem Solo, dann Morovic per „Direktem“ nach blauer Karte für Remscheid. Thomas Köhler legte innerhalb einer Minute das 7:3 und 8:3 nach. Und die Cronenberger hätten noch höher führen können: Viele Konter wurden nicht genutzt, zudem verschossen sie reihenweise vom Punkt. Über zwanzig Teamfouls wurden gegen die IGR gepfiffen, deren junge Einwechselspieler noch nicht über die Erfahrung verfügten, hier mitzuhalten. Daher war auf Remscheider Seite Obers zweiter Treffer, fünf Minuten vor Schluss, längst nur noch Ergebniskosmetik. In der letzten Spielminute schraubten die Löwen das Ergebnis gar auf 10:4. Erst traf Drübert sehenswert aus der Luft, dann avancierte Morovic zum Dreifachtorschützen.
„Ein heftiger Dämpfer“, konstatierte nach dem Spiel der Remscheider Trainer Marcell Wienberg. „Unter dem Strich geht das Ergebnis leider so in Ordnung.“ Auf Cronenberger Seite hingegen war die Stimmung selbstredend groß. „Oh, wie ist das schön“, schallte es nach Abpfiff durch die Alfred-Henckels-Halle. Die drei Punkte verschaffen den Löwen nach Abschluss der ersten von drei Spielrunden dieser Bundesliga-Saison nun den zweiten Platz. Am nächsten Samstag, den 3. Dezember, geht es mit einem Heimspiel gegen Walsum weiter. Die Remscheider rutschen ab auf Rang vier. Sie müssen am nächsten Spieltag nach Herringen reisen.
Spannendes Rheinduell: Last-Minute-RESG schlägt TuS
Im Duell der Nachbarstädte schlug die RESG Walsum aus Duisburg erwartungsgemäß den TuS Düsseldorf-Nord. Jedoch stand das Rheinderby lange auf des Messers Schneide: Erst in der Schlussphase konnte der Favorit den 5:2-Sieg unter Dach und Fach bringen.
Beide Trainer konnten ihre besten fünf Spieler auf die Bahn schicken, doch bei der RESG war die Bank nur schmal bestückt. Es fehlte unter anderem Gerard Aragay, sodass nur sechs Feldspieler im Aufgebot standen.
Erst sah dennoch alles danach aus, als würde der Rekordmeister in der eigenen Halle genau nach Plan agieren können. Denn schon sechs Minuten nach Anpfiff zappelte der Ball im Netz des TuS. Torschütze für Walsum war César Torres de Carvalho. Statt aber weitere Treffer folgen zu lassen, mussten die Roten Teufel selbst hinter sich greifen: Nach einer Viertelstunde konnte Düsseldorfs Kapitän Andreas Paczia ausgleichen. Ein Hallo-Wach-Moment für die Hausherren, die sich kurz schüttelten und postwendend wieder in Führung gingen. Marc Coll Atienza traf in der 16. Minute zum 2:1. Wer aber glaubte, damit sei nun die Richtung des Spiels vorgegeben, täuschte sich. Der Tabellenvorletzte hielt weiter dagegen und kassierte bis zur Pause kein Gegentor mehr. Das lag auch an Torhüter Luca Brandt, der kurz vor Ablauf der ersten Hälfte einen direkten Freistoß entschärfen konnte. Das tat Not, nachdem Mitspieler Ben Barnekow mit einer blauen Karte für zwei Minuten des Feldes verwiesen wurde. Letzterer hätte zuvor sogar erneut ausgleichen können, wenn er einen Penalty genutzt hätte. Den aber konnte Victor Iranzo, Torwart der Gastgeber, parieren.
Auch das 3:1 für Walsum – in der 30. Minute traf wieder Coll Atienza – brachte den TuS aber nicht aus dem Konzept. Fünf Minuten nach dem Gegentor trafen die Landeshauptstädter selbst: Tobias Paczia machte es mit seinem Tor zum 3:2 wieder enorm spannend. Dabei konnte Düsseldorf von einer Überzahl profitieren; kurz zuvor hatte mit Coll Atienza auch ein Walsumer die blaue Karte gesehen. Und spannend sollte es sehr, sehr lange bleiben. Es liefen bereits die letzten drei Spielminuten, als RESG-Kapitän Sebastian Haas seine Farben erlöste. Eine Minute später machte er per direktem Freistoß den Deckel drauf und traf zum 5:2-Endstand.
Das nächste Duell für Walsum ist das Auswärtsspiel beim RSC Cronenberg, während es für Düsseldorf zum RSC Darmstadt geht.
Eine schöne Randnotiz: Auf der Tribüne feierte die aktive Fanszene der RESG einen runden Geburtstag. Sie besteht nun bereits seit 15 Jahren.
Herringer Paukenschlag: Darmstadt dient als Kanonenfutter
Beinahe beängstigend war das, was sich im dritten Spiel des fünften Spieltags in der Rollhockey-Bundesliga abspielte: Im Duell des Ersten gegen den Letzten fertigte der SK Germania Herringen den RSC Darmstadt mit 18:1 ab. In Worten: Achtzehn zu eins.
Der Titelverteidiger war mit der vollen Kapelle in sein Heimspiel gegen das Schlusslicht gegangen. Zwar bot SKG-Trainer Stefan Gürtler statt der erlaubten acht nur sieben Feldspieler im Kader auf, doch hat man Namen wie Schulz, Hages, Rindfleisch oder die der Karschau-Brüder in den eigenen Reihen, muss wohl keine Ersatzbank voll besetzt sein.
Das sollte sich für die Gäste bitter bewahrheiten. Sie hatten die lange Reise ihrerseits nur mit sechs Feldspielern angetreten. Dabei konnten sie zwar auf bewährte Kräfte zurückgreifen, doch diese sind bekanntermaßen begrenzt, seit Leistungsträger wie Torwart Mensah vor der Saison ihren Abgang verkündet hatten.
So mussten die Hessen sich früh einem hemmungslosen Herringer Sturmlauf ergeben. Schon nach einer Viertelstunde stand es 6:0; Lucas Karschau und Christoph Rindfleisch hatten je doppelt getroffen, Liam Hages und Kevin Karschau einmal. Es folgte die längste Phase des Spiels, in der der RSC keinen Gegentreffer hinnehmen musste – sie dauerte ganze sieben Minuten. Bis zur Halbzeit wurde das Ergebnis schon zweistellig. Nach der Pause nahm der Serienmeister keineswegs den Fuß vom Gas; als der Schlusspfiff ertönte, hatte sich jeder Herringer Spieler in die Liste der Torschützen eingetragen. Auch Philipp Michler erzielte sein erstes Saisontor. Für ihn blieb es bei einem einzigen Treffer, wie auch für Kevin Karschau, Niklas Nohlen und Liam Hages. Robin Schulz hingegen netzte viermal ein, Lucas Karschau und Christoph Rindfleisch gar jeweils fünfmal. Schulz hätte den Ausgang sogar noch deutlicher gestalten können, vergab aber in der zweiten Hälfte einen Penalty. Die Moral der wackeren Darmstädter wurde belohnt, als Felix Bender kurz vor Schluss der Ehrentreffer zum zwischenzeitlichen 17:1 gelang.
Dieser mit Abstand höchste Sieg der bisherigen Bundesliga-Saison zeigt einmal mehr die schreiende Diskrepanz im deutschen Rollhockey auf. Ähnliche Endstände gab es zuletzt, als die Moskitos Wuppertal in der Beletage gastierten – da hatte die Liga aber noch mehr als nur sechs Teilnehmer.
Für die geschundenen Hessen geht es am nächsten Samstag im Duell der Tabellennachbarn gegen Düsseldorf darum, die Wunden zu lecken und vielleicht die ersten Punkte einzufahren. Währenddessen empfängt Germania die IGR Remscheid.