Immer wieder führen korrekte Entscheidungen der Schiedsrichter zu Unmutsäußerungen auf den Zuschauerrängen und an den Banden. Ursachen hierfür sind langjährige Mythen, die sich über die Jahre hinweg trotz zahlreicher Regeländerungen in den Köpfen vieler selbst ernannter Experten festgesetzt haben. Manchmal glauben deren Protagonisten auch, sie könnten die Schiedsrichter mit entsprechenden Zwischenrufen verunsichern. In einer kleinen Serie stellen wir in den nächsten Wochen bis Weihnachten sechs der hartnäckigsten Mythen vor, denen man – sehr zum Leidwesen der Schiedsrichter – immer wieder begegnet, und denen dennoch die Grundlage fehlt.
Mythos 6: Liegt ein Spieler am Boden und scheint verletzt, muss das Spiel sofort unterbrochen werden.
Wie bei Mythos 5 auch hier ein entschiedenes NEIN – vorausgesetzt, eine schwere Verletzung ist nicht offenkundig erkennbar. Zu oft versuchen Spieler allerdings von einer ungerechtfertigten Unterbrechung zu profitieren. Der Spielfluss der gegnerischen Mannschaft wird unterbunden. Die laufende Angriffsaktion, an der der „verletzte“ Spieler nicht teilnehmen kann, wird beendet. Ist dies gelungen, folgt prompt die Wunderheilung. Um dieses wenig attraktive Verhalten zu unterbinden, folgt das Vorgehen der SR deshalb folgenden Überlegungen internationaler Praxis:
Bleibt ein Spieler liegen, behält der nächst postierte HSR die Situation peripher im Auge, der andere HSR kontrolliert die laufende Spielphase. Sobald sich das Spielgeschehen wendet und sich nun auf den „verletzten“ Spieler zubewegt, unterbrechen die SR das Spiel, weil jetzt eine neue Spielphase beginnt. Der SR erkundigt sich bei dem Spieler, ob er Hilfe benötigt, zumal eine Hilfeleistung auf dem Spielfeld durch den Mannschaftsarzt oder den Physiotherapeuten zwangsläufig eine Auswechslung des Spielers verursacht. Benötigt der Spieler Hilfe, signalisiert der SR dies seiner Reservebank. Erst jetzt dürfen der Arzt und/oder der Physiotherapeut das Spielfeld betreten. Geschieht dies ohne Erlaubnis, müssen die HSR die betroffenen Personen, die die Unterbrechung herbeigeführt haben, auf den Fehler hinweisen und sie ermahnen, nicht erneut so zu handeln, weil dies dann eine Rote Karte zur Folge hätte (Art. 25.4.2 i.V.m. Art. 30.3 SPR 2018) – mit weiteren negativen Folgen für das Team (Unterzahl, direkter Freistoß).
Weigern sich Arzt und/oder Physiotherapeut jedoch, der Aufforderung durch den SR zu folgen, verlangen die Spielregeln, dass der „verletzte“ Spieler dennoch gegen einen anderen Mitspieler gewechselt wird. (Art. 25.4.2.3 SPR 2018)
Die SR sind für eine Verletzung eines Spielers nicht verantwortlich. Sie müssen nur mit der Situation für beide Mannschaften gerecht umgehen. Deshalb ist es umso unverständlicher, wenn Arzt oder Physiotherapeut den SR anschreien, beschimpfen oder mit eindeutigen Floskeln provozieren. Sie machen alles nur noch schlimmer – niemals besser.
Ein Beitrag der Schiedsrichterkommission Rollhockey