Seit dem Auschluss der Amateur-Vereine aus den Euopapokal-Wettbewerben zu Jahresbeginn knirscht es mächtig im europäischen Rollhockey. Der Einbehalt der Startgelder obwohl sie kein einziges Spiel austragen durften, blieb vielen Vereinen im Gedächtnis. Als Anfang Juli plötzlich die Abfrage zur Vorregistrierung für die neue Europapokal-Saison ins Postfach flatterte meldeten die Interessenten aus Deutschland nur unter dem Vorbehalt einer Anrechnung der Gebühren auf die neu zu entrichtenden Startgelder. Doch weder die deutschen Clubs noch die Top-Clubs aus Südeuropa stehen bei World Skate Europe auf der Melde-Liste. Damit zieht sich der Graben, der im Frühjahr aufgerissen ist, nun bis nach Südeuropa.
Dass sich die Verantwortlichen im europäischen Verband nicht auf die Forderung der deutschen Vereine einlassen würden, war schon fast klar. Selbst der SK-Vorsitzende Thomas Ullrich blitzte mit seinem Vorschlag, wenigstens die Hälfte der Gebühren anzurechnen, schon ab. Dass sich kaum ein Verein noch einmal auf ein solches – vor allem finanzielles – Wagnis mit möglicherweise gleichem Ausgang einlassen würde, dürfte ebenfalls zu erwarten gewesen sein. Zumindest unter den deutschen Teilnehmern der letzten WSE-Wettbewerbe aus Herringen, Düsseldorf, Walsum und Remscheid, herrschte diesbezüglich Einigkeit. Aber auch aus England und Österreich wurden – anders als noch im letzten Jahr – keine Meldungen zur nächsten WSE-Saison angenommen. So stehen gerade einmal zwölf Teams auf der Liste der Vorregistrierungen für den WSE-Cup der Herren, in der Euroliga sind es gar nur fünf Teams. Ein neuer Tiefpunkt im europäischen Rollhockey! Der Female League Cup verzeichnet sieben Vor-Anmeldungen. Auch da waren es zur letzten Saison deutlich mehr.
So lässt vor allem das Aushängeschild im europäischen Rollhockey erheblich Federn: Mit dem amtierenden Euroliga-Sieger Sporting Lissabon, FC Porto, Benfica Lissabon, Oliveirense, FC Barcelona, Liceo LaCoruna, Reus, Barcelos, Caldes und St.Omer ist die Liste der vermissten Hochkaräter im Rollhockey deutlich länger als die Liste der Interessenten. Einzig La Vendeenne (Frankreich), Lodi, Trissino und Forte dei Marmi (Italien) und Diessbach (Schweiz) bekundeten ihr Interesse zur Teilnahme an der kommenden Euroliga, kein Team aus Portugal, keins aus Spanien. Damit fehlen sämtliche Top-Clubs, die die Euroliga doch ausmachen. Ob den fünf verbleibenden Clubs das schmale und damit international eher unbedeutende Teilnehmerfeld für eine finale Meldung ausreicht? So könnte aus ihrer Vorregistrierung auch noch eine Absage werden. Europas Top-Clubs, die sich schon vor Jahren in der europäischen Club-Vereinigung EHCA zusammengeschlossen hatten, stellen sich damit ebenfalls offen gegen den europäischen Verband. Die EHCA drohte bereits im Frühjahr mit einem Austritt ihrer Clubs, wenn sie nicht in die Organisation und Durchführung der Euroliga mit einbezogen würden. Eine Forderung, die nun mit der Vorregistrierung wiederholt wurde. Wie die deutschen Clubs, die sich unter Vorbehalt angemeldet hatten, wurden aber auch sie jetzt nicht in die Liste der Vorregistrierungen aufgenommen. Nach den UERH-Nationen verliert das WSE-Komitee, das nach wie vor unter portugiesischer Führung steht, damit auch Rückhalt aus den südeuropäischen Nationen, selbst aus Portugal.
Ende November stehen Wahlen bei World Skate an. Dann wird auch über die Führung des europäischen Ablegers entschieden. Für die laut Plan im Oktober startende Europapokal-Saison käme eine Veränderung auf dieser Position dann wohl deutlich zu spät. World Skate Europe zerschlägt ungeniert weiterhin jede Menge Porzellan. Je länger dies andauert, desto schwieriger wird der Heilungsprozess. Dass ein solcher zwingend erforderlich ist, ist in den nationalen Verbänden, die sich im Frühjahr in der UERH zusammengeschlossen hatten, klar. Eine personelle Veränderung bei World Skate Europe alleine wird dafür aber wohl nicht ausreichen. Zu tief ist der Graben, den World Skate Europe gerade aufreißen lässt. Nun reicht dieser gar bis hinein in die Profi-Nationen Spanien und Portugal. Die Forderung der UERH-Nationen nach Mitbestimmung in Rollhockey-Angelegenheiten blieb bisher jedenfalls ohne nennenswerte Reaktion. World Skate und World Skate Europe halten, trotz wiederholten Beschwörens der europäischen Rollhockey-Familie, weiter an den bisherigen Strukturen und damit an ihren eigenen Prozessen der Entscheidungsfindung fest. Dass nun auch die Top-Clubs World Skate Europe den Rücken kehren spricht da ganze Bände und wird die UERH-Nationen in ihrer Auffassung sicher nur bestärken, dass echte Mitsprache aller nationalen Verbände in den europäischen Rollhockey-Themen unabdingbar ist.