Das sorgt für reichlich Zündstoff: World Skate Europe behält die Startgelder aus Euroliga und den Europapokal-Wettbewerben trotz erzwungenem Ausscheiden der Vereine ein! Gespielt wurde bisher keine einzige Minute. Der europäische Verband zieht damit den Unmut der betroffenen Vereine auf sich. Deren nationalen Verbände reagieren mit Unverständnis und Empörung.
Anfang November sollten die ersten Europapokal-Begegnungen der Saison 2020/2021 ausgetragen werden. Die zweite Welle der Corona-Pandemie machte den Vereinen jedoch einen Strich durch die Rechnung. Außer in den drei in Europa führenden Nationen Portugal, Spanien und Italien, in denen Rollhockey professionell betrieben wird, die nationalen Ligen also von Ausnahmegenehmigungen vom landesweiten Lockdown im Sport profitierten, konnte seitdem in keinem der anderen Teilnehmerländer gespielt, noch nicht einmal trainiert werden. Die Rollhockey-Bundesligen pausieren seit Oktober genauso wie die schweizer NLA, die englische Premier League oder die französische League N1.
Zunächst versuchten die Spielleiter der europäischen Club-Wettbewerbe die Begegnungen irgendwie noch auszutragen, wollten ausgefallene Spiele zeitnah nachholen lassen. Die betroffenen Vereine sollten sich kümmern. Doch schnell war klar: An Quarantäne-Regelungen, Reisebeschränkungen und Sperrungen der Spielstätten war nicht zu rütteln. Überall, außer eben in Portugal, Spanien und Italien. Klar, dass den Profi-Vereinen in Südeuropa an einer Austragung dieser prestigeträchtigen Rollhockey-Wettbewerbe gelegen ist, gibt es doch auch Einnahmen aus Sponsoring und TV-Übertragungen. Da waren die Vereine im Rest des Kontinents schlichtweg der sprichwörtliche Klotz am Bein.
Wie praktisch, dass die Entscheidungsträger im europäischen im Verband allesamt aus Südeuropa kommen. So wurde den Vereinen großzügig die Gelegenheit gegeben, sich aus den internationalen Wettbewerben zurück zu ziehen. Davon machten auch viele Vereine Gebrauch. Von 16 Teams in der Euroliga verbleiben 9 im Wettbewerb, allesamt aus Portugal und Spanien. Von den 28 Vereinen im WSE-Cup verbleiben 7 Teams aus Portugal, Spanien und Italien. Von den 14 Damen-Teams in der Female League verbleiben 8, allesamt – genau – aus Portugal und Spanien. Damit steht der Fortsetzung der WSE-Wettbewerbe ab März nichts mehr im Wege. Wie schön, dass die Top-Clubs Europas nun neben den eigenen nationalen Ligen auch endlich wieder international spielen können.
Doch warum sind keine deutschen Vereine dabei, wo sind die französischen Clubs, die Schweizer, die österreichischen und englischen Teams? Deren Teilnahme ist schlichtweg nicht möglich, ja quasi behördlich verboten. Kein Sport, schon gar kein Indoor-Mannschaftssport mit Körperkontakt. Kein Training, keine Spiele und Reisen ins Ausland bitte schonmal garnicht! Freiwillig ist jedenfalls kein Verein ausgeschieden. Der Rückzug erfolgte vielmehr aus Gründen höherer Gewalt. Doch auf dem Formular für die Abmeldung vom Wettbewerb fand sich ganz unten eine Verzichtserklärung auf das im Herbst gezahlte Startgeld, fast 500 € je Team. Nicht jeder Verein hat das unterschrieben.
Im Januar befanden die nationalen Verbände aus Österreich, England, der Schweiz und Deutschland, dass World Skate Europe die Startgelder zurückzahlen solle. Man bat den europäischen Verband eindringlich, den eigenen Standpunkt noch einmal zu überdenken. In dieser Woche kam die Antwort. Kurz und knapp: Man behalte die Startgelder, die Regularien ließen eine Rückzahlung nicht zu. Regularien? Die gleichen Regularien, die man selbst unter Verweis auf die besondere Situation der Corona-Pandemie ändert, um die Wettbewerbe neu auslosen zu können, den Spielmodus, Spielpaarungen und Spieltermine anpassen zu können? Warum werden dann nicht auch die Regularien für die Rückzahlung der Startgelder geändert?
So behält der europäische Verband die Startgelder von 34 Amateur-Vereinen immerhin fast 15.000 € und sichert einen Spielbetrieb für 24 südeuropäische Clubs. Gegenleistung? Nicht eine Spielminute! Fair? Gerecht? Mit Recht? Ethisch vertretbar? Mitnichten! Kein Wunder, wenn die Vereine und ihre Verbände jetzt auf die Barrikaden gehen. Das schweizer Informations-Portal RH-NEWS titelt: Feuer im Dach! Protestnoten aus England und der Schweiz sind bereits bei World Skate Europe eingegangen, der DRIV wird auf höchster Ebene ebenfalls eine folgen lassen. Am Donnerstag treffen sich die deutschen WSE-Teilnehmer mit ihrem Sportkommissions-Vorsitzenden um das weitere Vorgehen abzustimmen. Gut möglich, dass sie eine erneute Europapokal-Teilnahme für die nächste Saison auf Eis legen.