Was für ein Nachmittag in der Herren-Bundesliga! Sämtliche Erwartungen verkehrten sich ins Gegenteil. Darmstadt holt die ersten Punkte, der Meister verliert und Düsseldorf nimmt die Playoff-Plätze ins Visier. Die Spiele in der Übersicht.
Düsseldorf siegt im Verlängerungs-Krimi
Vizemeister RSC Cronenberg hat in der Rollhockey-Bundesliga der Herren eine Niederlage in Düsseldorf hinnehmen müssen. Durch das 4:5 nach Verlängerung haben die Löwen es verpasst, aus einem Patzer der Konkurrenz Kapital zu schlagen und die Tabellenführung zu übernehmen. Der TuS Nord hingegen ist jetzt in Schlagdistanz zu den vier Topteams der Liga.
Die Gastgeber legten eine forsche Spielweise an den Tag, waren um bissige Zweikämpfe und schnelle Gegenstöße bemüht. Cronenberg hatte es nicht leicht, die enge Defensive zu umspielen. So kamen die Bergischen erst durch einen Penalty von Niko Morovic zur Führung, die der TuS aber kurz darauf ausglich und nun Lunte roch. Ein Doppelschlag brachte den Hausherren eine 3:1-Führung zur Halbzeit. Tobias Paczia, Ben Barnekow und Nick Heinrichs hatten getroffen. Der RSC hatte offensiv wie defensiv zu viele individuelle Fehler begangen, die der TuS konzentriert nutzte. Und auch in der zweiten Hälfte fand der Favorit nicht zu seinem gewohnten Rhythmus. Eine der wenigen Torchancen, die aus dem Spiel heraus entstanden, nutzte Lucas Seidler zum Anschlusstreffer. Düsseldorf wiederum zog durch Heinrichs abermals auf zwei Tore davon. Die Löwen kämpften jedoch weiter und kamen innerhalb der letzten zehn Minuten noch zum Ausgleich. Dabei profitierten sie von der rauen Spielweise des TuS. Es trafen Morovic per Penalty und Mats Trimborn per direktem Freistoß.
Ein Punkt war also beiden sicher; in der Verlängerung wurde über einen weiteren entschieden. Und diese Entscheidung fiel zugunsten Düsseldorfs. Heinrichs, mit drei Toren der Mann des Spiels, traf eine Minute vor Schluss zum 5:4 und sicherte seinem Team den dritten Saisonsieg.
Damit hat der TuS Nord die Playoff-Plätze wieder im Blick, der Abstand beträgt nur noch zwei Punkte. Cronenberg bleibt Zweiter und wird sich dennoch ärgern, denn Spitzenreiter Herringen hätte mit einem Sieg überholt werden können. Im nächsten Spiel geht es für beide Mannschaften um nichts weniger als den Einzug ins Pokalfinale: Am 4. Februar tritt Düsseldorf daheim gegen Herringen und Cronenberg auswärts in Darmstadt an.
Mit Last-Minute-Tor: Darmstadt punktet endlich
Der Überraschungen damit nicht genug, denn mit dem RSC Darmstadt gewann auch der zweite Club aus dem unteren Tabellendrittel. Die Hessen fuhren beim Auswärtsspiel in Remscheid die ersten Punkte der Saison ein und siegten mit 4:5 nach Verlängerung.
Die IGR hatte eigentlich alles nach einer weiteren Niederlage für das Schlusslicht aussehen lassen. Trainer Marcell Wienberg schickte alle Stammkräfte samt seiner drei Nationalspieler von Beginn an auf die Fläche. Ein früher Doppelpack von Alex Ober brachte die Hausherren dann auch schon nach zwei Minuten mit 2:0 in Front. Doch der RSC wollte nicht schon wieder zum Scheibenschießen einladen, schüttelte sich und beantwortete den Rückstand mit zwei eigenen Treffern. Max Hack und Nils Koch stellten auf 2:2. Remscheid ging zu fahrlässig mit eigenen Chancen um – ein wiederkehrendes Muster in dieser Saison. So änderte auch Obers dritter Treffer zum 3:2-Halbzeitstand nichts am Darmstädter Kampfgeist. Denn nach dem Seitenwechsel gelang den Krokodilen der erneute Ausgleich, wieder war Max Hack der Schütze. Es entwickelte sich ein spannender Schlagabtausch, bei dem zunächst erneut Remscheid in Führung ging: Dreizehn Minuten vor Schluss traf Daniel Strieder. Ein weiterer Treffer wollte den Blau-Weißen aber nicht gelingen, weshalb der RSC weiter seine Chance witterte. Und er sollte spektakulär belohnt werden: Nur zwanzig Sekunden vor der Schlusssirene sicherte Nils Koch mit seinem Treffer den ersten Punkt der Saison.
Nun war das Momentum auf Seiten Darmstadts. In der zehnminütigen Verlängerung gelang es Max Becker, seine Farben erstmals in Führung zu bringen. Die sechs Minuten, die ab diesem Zeitpunkt noch blieben, brachten die Hessen erfolgreich über die Zeit. Mit dem 4:5 luchsten sie dem Favoriten auch den zweiten Punkt ab und können für die verbleibenden Spiele viel Selbstvertrauen gewinnen. Die IGR wird mit diesen Punkten wohl eigentlich geplant haben, muss nun aber schon einen bangen Blick nach unten werfen, wo Düsseldorf in Lauerstellung liegt.
Darmstadts nächstes Spiel ist das Pokal-Halbfinale gegen Cronenberg am 4. Februar. Remscheid ist schon am Wochenende zuvor auf europäischem Parkett gefordert.
Walsum gelingt der zweite Streich
Im Topspiel des siebten Spieltags hatte die RESG Walsum den SK Germania Herringen zu Gast. Beide Vereine schickten ihr bestes Aufgebot ins Rennen. So sollte das Duell des Supercup-Siegers und des deutschen Meisters den Erwartungen entsprechen. Gerade die erste Hälfte bot dem Publikum ein wildes Kräftemessen, bevor aber Walsum davonzog und den Tabellenführer mit 6:3 besiegte.
Schon nach vier Minuten lag der Ball im Netz: Walsums Kapitän Sebastian Haas hatte das 1:0 erzielt. Sein Team verteidigte die Führung erfolgreich – auch, nachdem Miquel Vila die blaue Karte sah. Victor Iranzo hielt den fälligen „Direkten“; dessen Vorderleute ließen trotz Unterzahl keinen Gegentreffer zu. Nach einer Viertelstunde gelang zwar Lucas Karschau das 1:1, doch die RESG konnte postwendend antworten und ging durch Jan Dobbratz erneut in Front. Jetzt wogte das Spiel hin und her: In der 20. Minute glich Liam Hages für Herringen aus, wieder eine Minute später schoss Vila das 3:2 für Walsum. Vier Buden in sechs Minuten – jetzt hieß es durchatmen.
Aus der Pause ging, so schien es, der SKG gestärkt hervor. Kapitän Karschau ließ seinen zweiten Treffer folgen, Germania glich so bereits zum dritten Mal aus. Nun war der Torhunger beider Lager zunächst gestillt. Mehr als zehn Minuten lang klingelte es nicht mehr. Erst in der 37. Minute überwand César Torres de Carvalho den Herringer Tormann. Jetzt wollte die RESG tunlichst vermeiden, ein viertes Mal den Ausgleich zu kassieren. Es gelang: Nur eine Minute später machte Dobbratz das 5:3, das einem Nackenschlag für Herringen gleichkam. Der Meister erholte sich nicht mehr davon. Im Gegenteil: Marc Coll Atienza schoss in der Schlussphase sogar noch das 6:3. Dabei sollte es bleiben, weil der Torschütze in der letzten Minute noch einen direkten Freistoß vergab. Zuvor hatten sich die Gemüter erhitzt; sowohl Kevin Karschau als auch Miquel Vila sahen die blaue Karte.
Herringen kassiert damit die zweite Niederlage gegen Walsum in dieser Saison und steht nun unter Zugzwang: Der zweitplatzierte RSC Cronenberg ist inzwischen punktgleich. Die RESG bleibt auf Platz drei, konnte aber den Abstand auf Verfolger Remscheid vergrößern.