Am heutigen Montag richtete sich der DRIV zusammen mit sieben weiteren nationalen Verbänden an World Skate Europe. Unter organisatorischer Führung des schweizer Verbandes forderten neben dem DRIV auch die Vertreter der nationalen Verbände aus Andorra, Belgien, England, Israel, Österreich und den Niederlanden ihr Recht auf Mitbestimmung in der strategischen Ausrichtung des kontinentalen Verbandes und bei entscheidenden Fragen zum europäischen Rollhockey ein.
Der Graben zwischen den südeuropäischen Profi-Nationen und dem von ihnen dominierten WSE-Komitee auf der einen sowie den kleinen Rollhockey-Nationen auf der anderen Seite könnte derzeit nicht tiefer sein. Zuletzt aus den Europapokal-Wettbewerben heraus gedrängt, die Startgebühren aber einbehalten. Kein Anzeichen irgendwelcher Zugeständnisse, nur der sich wiederholende Verweis auf bestehende Regularien. WSE-Regularien die zur Durchführung der eigenen Wettbewerbe unter Verweis auf die besondere Situation bedingt durch die Corona-Pandemie vom WSE-Komitee einseitig geändert wurden. Änderungen gab es aber nur zur Durchführung der Wettbewerbe, aber nicht zur Erstattung der Startgebühren, nicht einmal teilweise. Dabei wird der internationale Spielbetrieb zu einem Zeitpunkt wieder aufgenommen, zu dem den Amateur-Teams eine Teilnahme schlichtweg nicht möglich ist. Kurz nach Ostern geht es in der Euroliga weiter, da dürfen unsere Rollhockey-Spieler bestenfalls in kleinen Gruppen gerade wieder in die Halle. Ende April folgt der WSE-Cup, im Mai die Female League.
Der Ärger der Amateur-Vereine und ihrer nationalen Verbände war damit vorprogrammiert. Thomas Ullrich, selbst DRIV-Vertreter im WSE-Komitee hält die Nicht-Erstattung der Startgebühren für einen großen Fehler. „Meine diesbezügliche Warnung blieb aber leider ohne Erfolg. Selbst mein Vorschlag die Gebühren auf eine Teilnahme in der nächsten Saison anzurechnen, fand keinerlei Zustimmung.“ erklärt ein enttäuschter SK-Vorsitzender. Genauso erfolglos wie seine Warnung blieben bisher auch die Bemühungen des DRIV sowie der anderen betroffenen Verbände, des NRHA (England), des ÖRHV (Österreich) und des SRHV/FSRH (Schweiz), World Skate Europe zu einer anderen Entscheidung zu bewegen. Dabei hatte sogar der Sportdirektor für das DRIV-Präsidium direkt bei WSE-Präsident Fernando Claro interveniert. „Man scheint uns nicht zu hören oder nicht hören zu wollen“ analysiert Ullrich.
Das sei aber keineswegs eine neue Erfahrung. Schon seit Jahren beklagen die kleinen Nationen immer wieder eine Art Gängelung durch die internationalen Verbände. Gebühren würden immer weiter in die Höhe geschraubt, aber eine Entwicklung des Rollhockeys in Europa, eine Unterstützung der kleinen Nationen gäbe es nicht. Aktuelles Beispiel ist da auch die Ausschreibung der Herren-Europameisterschaft, deren Ausrichtung Frankreich im Dezember zurückgegeben hatte. 35.000 € will World Skate Europe vom Ausrichter für die Organisation der TV-Aufzeichnung haben. TV-Bilder die Live wohl nur in Portugal, Spanien und Italien zu sehen sein werden. Was bleibt dem Ausrichter? Das Recht auf Vermarktung im eigenen Land. Super! Sicherlich auch ein Punkt, über den die kleinen Nationen in denen das Fernsehen bestenfalls in einem zweiminütigen Zusammenschnitt berichtet, gerne mal mit World Skate Europe sprechen möchten. Nur wie, wenn man nicht gehört wird?
Dann eben schriftlich! Die kleinen Verbände haben sich zusammengesetzt, ein Konzept erarbeitet, das demokratische Strukturen im europäischen Rollhockey vor allem aber ihr Recht auf Mitsprache bei den wichtigsten Fragen zum Europäischen Rollhockey sicherstellen soll. Heute Früh wurde es World Skate Europe und vielen Medienvertretern vorgelegt. Dass die acht kleinen Nationen erstmals gemeinsam auftreten dürfte dabei ein recht deutliches Zeichen in Richtung World Skate Europe sein, das garantiert auch bei World Skate vernommen wird, stellen die kleinen acht Nationen doch immerhin zwei Drittel der Rollhockey-Nationen in Europa. Ziel ist jetzt die Einrichtung eines strategischen Komitees oberhalb des technischen Rollhockey-Komitees, in dem alle zwölf Rollhockey-Nationen Europas eine gleichberechtigte Stimme haben. Es soll gewährleisten dass zukünftig auch die Interessen der Nationen berücksichtigt werden, in denen Rollhockey nicht professionell betrieben wird. „Wir werden zukünftig deutlich enger zusammenarbeiten. Ich hoffe sehr, dass World Skate Europe diesen Weg gemeinsam mit uns geht.“ so Thomas Ullrich.
Das gemeinsame Schreiben der acht Nationen an World Skate Europe gibt es hier als Download.