Aufholjagd beschert Düsseldorf wichtige Punkte
In Düsseldorf empfing der TuS Nord zum Saisonbeginn den RSC Darmstadt. Die Vorzeichen waren recht deutlich: Hier sollte sich abzeichnen, welches der beiden Teams einen Schritt in Richtung Playoffs wagen kann. Schließlich landeten TuS und RSC im Vorjahr auf den letzten Plätzen.
Der bisherigen Tabellennachbarschaft entsprechend begann das Aufeinandertreffen recht ausgeglichen. Die Hessen, die die Reise mit nur sechs Feldspielern angetreten hatten, ließen die Gastgeber zunächst kombinieren, stellten eine dichte Verteidigung auf und lauerten auf Konter. Und das erfolgreich: Ein Ballgewinn in der eigenen Hälfte führte zum 0:1 durch Henri Reichert. Kurz darauf entschieden die Schiedsrichter nach einem Foul von Oliver Pink auf Penalty gegen Düsseldorf – Max Becker verwandelte zum 2:0 für Darmstadt.
Eine Familien-Stafette brachte den TuS Nord dann aber zurück ins Spiel. Der junge Mats Barnekow traf auf Vorlage von Bruder Ben zum Anschluss. Kurz darauf stellte Mustafe Abdi die Zwei-Tore-Führung für Darmstadt wieder her; erst eine knappe Viertelstunde war da vorbei. Und das Spiel sollte sich kurz vor der Pause wiederholen: Düsseldorf schloss in Person von Nick Heinrichs an, im Gegenzug erhöhte Darmstadt durch ein weiteres Becker-Tor vom Punkt. Heinrichs hatte Blau gesehen.
Mit einer 4:2-Führung für die Gäste ging es also in die Kabinen. Und dort fand TuS-Trainer Uwe Brandt wohl genau die richtigen Worte für sein zurückliegendes Team. Kaum waren die Seiten gewechselt, begann Düsseldorf einen bemerkenswerten Sturmlauf. Innerhalb von nur zehn Minuten machten die Rheinländer ganze fünf Tore; Darmstadts Defensive fiel auseinander. Ob durch Distanzschüsse oder schnelle Pässe in die Spitze, Düsseldorf hatte nun die Schwächen erkannt und nutzte sie gnadenlos. Besonders bemerkenswert war dabei, dass der TuS Nord währenddessen zwei Minuten in Unterzahl verbrachte, nachdem Ben Barnekow mit einer Zeitstrafe bedacht worden war. Nick Heinrichs trug sich weitere dreimal in die Torschützenliste ein, André Beckmann und Charlie Gatermann je einmal.
Darmstadt hingegen gelang durch Reichert nur noch ein eigener Treffer. Die Hessen schafften es zwar, nach dem Lauf der Gastgeber dicht zu machen und es bei den sieben Gegentoren zu belassen, doch offensiv rehabilitierten sie sich nicht mehr. So blieb es bei einem 7:5 für den TuS Düsseldorf-Nord, der sich damit nach dem ersten Spieltag auf dem zweiten Platz postiert. Das dürfte Selbstvertrauen für das kommende Auswärtsspiel bei Tabellennachbar Cronenberg geben. Darmstadt trifft auf das einzig andere punktlose Team aus Remscheid.
Herringen mit erster Machtdemonstration in Remscheid
Ein absolutes Topspiel gab es zu Beginn der neuen Bundesliga-Saison in Remscheid zu sehen, wo es zur Neuauflage des letzten Pokalfinals kam: Der SKG Herringen war bei der IGR zu Gast. Beide Teams hatten sich in der Vorbereitung beim SuperCup nicht in die Karten schauen lassen und verabschiedeten sich schon im Halbfinale. Diesmal aber begannen sie mit annähernd voller Kapelle, auch wenn bei Herringen Kevin Karschau und bei Remscheid Max Richter weiter fehlten.
Die Startaufstellungen in der Halle am Hackenberg luden zum Zungeschnalzen ein: Die Gäste boten Tegethoff, Schulz, Hages, Rindfleisch und Lucas Karschau auf, während Remscheid mit Langenohl, Peinke, Ober, Strieder und Lukassen den Titelverteidiger bremsen wollte. Das gelang zunächst blendend: Germania kam nicht zu einer frühen Führung, stattdessen spuckte Alexander Ober dem Meister in die Suppe. Der Nationalspieler traf in der fünften Minute zum frühen 1:0 für die IGR. Sein Team überstand weitere fünf Minuten schadlos, doch dann verbuchte auch der SKG das erste Saisontor. Robin Schulz war erfolgreich. Remscheids wiedergekehrter Trainer Marcell Wienberg reagierte prompt und versammelte die Seinen zu einer Auszeit. Es half nur temporär, denn in der 17. Minute überschlugen sich die Ereignisse: Zwar hielt Langenohl einen Penalty von Schulz, doch Herringen blieb hartnäckig und traf innerhalb kürzester Zeit zweimal. Sowohl Rindfleisch als auch Karschau netzten ein. Und es kam in den Folgeminuten noch dicker für die IGR, als der eingewechselte Niklas Nohlen und erneut Karschau das Ergebnis für Germania auf 5:1 hochschraubten.
Zur Halbzeit hieß es, durchzuatmen – so hatte sich Remscheid den Saisonauftakt sicher nicht vorgestellt. Nach der Pause verteidigten die Blau-Weißen konzentrierter, wobei aber auch Herringen bei dieser komfortablen Führung kaum mehr Druck hatte, anzugreifen. Stattdessen ließ der Serienmeister den Gegner kommen. Nach einer halben Stunde Spielzeit verhängten die Unparteiischen eine Zeitstrafe gegen Robin Schulz, doch Ober vergab den Direkten. Die Überzahl jedoch münzte Remscheid kurz darauf in das 2:5 um. Nun griffen sie weiter forsch an und waren zweimal nur durch Fouls zu stoppen: In der 33. und 41. Minute gab es jeweils Penalty für die IGR. Es versuchte sich zunächst Strieder, später Ober – doch beide scheiterten. Timo Tegethoff im Herringer Kasten war gewohnt stark aufgelegt.
Die Remscheider Drangphase war auch dank ihm überstanden. In den Schlussminuten mussten die Gastgeber schließlich ihre Niederlage einräumen, was der SKG für zwei weitere Treffer nutzen konnte. Vier Minuten vor Abpfiff traf Liam Hages, und in den letzten Zügen der Partie verwandelte Karschau noch einen Penalty zum 2:7-Endstand.
Herringen hat sich vor dem Gipfeltreffen mit Walsum am nächsten Wochenende nun bereits eindrucksvoll profiliert und startet die Saison dort, wo die letzte aufhörte: An der Tabellenspitze. Für die IGR, die in diesem Duell kaum mit Punkten gerechnet haben dürfte, geht es zeitgleich in Darmstadt um ein erstes Erfolgserlebnis.
Penaltyschützen sichern Cronenbergs Nerven-Sieg
Am Walsumer Beckersloh wartete der erste Spieltag mit einem hochkarätigen Duell auf: Der RSC Cronenberg traf als Vizemeister der letzten Saison auf den frischgebackenen SuperCup-Sieger RESG Walsum. Die beiden Kontrahenten sorgten schon 2021/22 für spannende Duelle, und so wurde auch dieses Spiel zum absoluten Krimi.
Nur mit vorsichtigen Erwartungen dürften die Cronenberger nach Duisburg gereist sein, hatte Walsum sie doch am vergangenen Wochenende im SuperCup-Finale mit 5:0 bezwungen. Zudem hatte unter der Woche Spielertrainer Jordi Molet nach neun Jahren in der Bundesliga verkündet, die Rollschuhe an den Nagel zu hängen und fortan nur noch als Coach zu fungieren. Doch diese Umstände hinderten das Team aus Wuppertal nicht, von Beginn an mutig aufzuspielen. Molet, dessen sportlicher Einsatz von den mitgereisten Fans auf Spruchbändern wertgeschätzt wurde, sah hinter der Bande gute Chancen auf beiden Seiten.
Nach knapp zwölf Minuten brach der Bann zugunsten der Löwen: Marco Bernadowitz zeigte seine Routine und brachte Cronenberg in Front. Auch defensiv stand er kurz darauf im Fokus, als er zunächst gegen Walsums katalonischen Neuzugang Gerard Aragay gut verteidigte, aber gegen den direkten Abstauber von Jan Dobbratz machtlos war – 1:1. Ein Tor von Thomas Köhler wurde in der Folge wegen einer Regelwidrigkeit aberkannt, dennoch führte der RSC bald wieder. Kapitän Sebi Rath zog aus der Distanz ab und traf oben rechts.
Nach der Pause fanden die Walsumer schließlich zu einigen Kombinationen. Einen Querpass von Miquel Vila, der artistisch im Fallen seinen Mitspieler bediente, verwertete erneut Dobbratz zum 2:2. Wenig später schwächte der Doppeltorschütze die Gastgeber, indem er eine gegen ihn verhängte blaue Karte anprangerte – wohl etwas zu vehement für die Schiedsrichter, die ihn mit glatt Rot des Feldes verwiesen. Doch dem RSC gelang es nicht, die zweiminütige Überzahl zu nutzen. Einige Drei-gegen-Zwei-Situationen fanden nicht ihr Ziel. Stattdessen kam Walsum zu Chancen, doch Geisler im Cronenberger Tor hielt stark. Die Mannschaft von Trainer Christopher Nusch hätte sonst gar in Unterzahl Zählbares mitgenommen. Fünf Minuten vor Schluss gab es direkten Freistoß für Walsum nach dem zehnten Teamfoul, doch wieder parierte Geisler.
So ging es in die Verlängerung, die ebenso auf des Messers Schneide stand. Die erste RESG-Führung des Tages durch Haas‘ Penalty glich Adrian Börkei in der letzten Minute zum 3:3 aus. Dass dieses Spiel zweier ebenbürtiger Gegner ins Penaltyschießen ging, war nur konsequent, und sogar hier fiel eine äußerst späte Entscheidung. Nach den regulären fünf Schüssen pro Team stand es wieder 3:3 – Haas, Aragay und Nuno Rilhas hatten für Walsum getroffen, für Cronenberg waren es Aaron Börkei, Rath und Mats Trimborn. So konnte nun jeder Schuss entscheidend sein. Rath zielte erneut richtig, Haas ebenso. Erst nach dem sechzehnten Penalty stand ein Sieger fest: Erst hatte der 18-jährige Aragay für die RESG den Pfosten getroffen, dann verwandelte Aaron Börkei und löste kollektiven Jubel bei den Gästefans aus.
Walsum hat eine Woche Zeit, sich von der unglücklichen Niederlage zu erholen, bevor mit dem SKG Herringen der nächste schwere Brocken auf dem Programm steht. Der RSC Cronenberg ist mit nun zwei Punkten nach dem ersten Spieltag Tabellendritter und trifft am kommenden Samstag auf den ebenfalls siegreichen TuS Düsseldorf-Nord.
Alle Spiele können auf www.rollhockey.tv nochmal miterlebt werden.
Bericht: Juri Lietz
Foto: Michael Simon