(tg) Ein nie zuvor dagewesenes Rollsport-Großereignis feiert am kommenden Wochenende im chinesischen Nanjing seine Premiere: Vom 26. August bis zum 10. September versammeln sich dort alle unter dem Weltverband FIRS vereinten Rollsportathleten, um ihren Saisonhöhepunkt zu zelebrieren erstmals buchstäblich unter einem Dach.
Im Klartext: 4000 Sportler und Sportlerinnen aus über 50 Nationen werden in 10 Sportarten um Gold, Silber und Bronze buhlen. Mit dabei sind auch die deutschen Rollho- ckeyaner, deren A-Nationalteams der Männer und Frauen in China ihre jeweilige Weltmeisterschaft aus- spielen – sowie Bundesliga-Schiedsrichter Thomas Ullrich aus Remscheid. Eine Teilnahme der männli- chen U20 musste derweil aus Kostengründen schon frühzeitig abgesagt werden.
So exotisch der Ort für Rollhockey-Sportler erscheint, für die meisten anderen FIRS-Verbände gehören Wettkämpfe mit chinesischen Kontrahenten zum Alltag. Die Jagd nach der Hartgummikugel ist dort jedoch gänzlich unbekannt, und selbst für dieses Großereignis ha- ben die Gastgeber (eher untypisch für die ehrgeizigen Asiaten) keine Mannschaft aufgestellt. Wohl auch, weil sie sowohl bei den Herren als auch bei den Damen nur in der rangniedrigsten Konkurrenz um den sogenannten Confederations-Cup hätten mitspielen dürfen.
Deutschland gehört dabei bei beiden Geschlechtern zu den etablierten Nationen und darf um den World-Cup mitspielen. Als erstes ist das Frauenteam von Quim Puigvert im Einsatz, dass am Sonntag in der WM-Gruppe A gleich auf Titelverteidiger Spanien trifft, ehe es dann in der Folge am Montag gegen Frankreich (Vierter bei der Vorjahres-WM in Chile) und schließlich am Dienstag gegen die USA geht. Für die zweite Wochenhälfte sind dann die Platzierungsspiele beginnend mit einem Viertelfinale angesetzt.
Nachdem die Adlerinnen im chilenischen Iquique vor knapp einem Jahr nur einen enttäuschenden achten Rang belegt haben, wollen sie bei der World-Roller-Game-Premiere wieder um die Medaillen mitspielen. „Wir haben und konzentriert seit Juni vorbereitet und fokussiert auf diesen große Auftritt hin trainiert“, so der spanische Headcoach, der folglich überzeugt ist, „dass wir ein starkes Turnier spielen wer- den.“ Nicht nur zwischen den Zeilen ist damit klar: Es soll in Nanjing (endlich) eine Medaille werden.
Der Kader von Quim Puigvert ist erfahren genug, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Mit Laura La Rocca, Maren Wichardt, Ka- tharina Neubert und Franziska Neubert bildet Meister ERG Iserlohn nicht unerwartet das Rückgrat der Equipe, „Vize“ SC Bison Calenberg ist mit dem Offensivtrio Anna Hartje, Kim Henckels und Britt Johansson vertreten. Als achte Feldspielerin wurde erneut Simone Firll (RSC Darmstadt) nominiert, im Tor steht neben Routinier Christina Klein (Bigues i Riells) wieder Carolin Reinert, die in der Liga in der Vergan- genheit als Feldspielerin des RSC Darmstadt aktiv war, in der kommenden Serie aber für Neuling IGR Remscheid im Tor stehen wird.
Ab dem 3. September wird es dann für die Herren ernst, die mit Jordi Molet ebenfalls einen spanischen Coach an der Seite haben. Aus hier lautet als Prämisse das Erreichen des Halbfinales und somit der Medaillenspiele. Immerhin gingen die Adler bei der zurückliegenden WM im französischen La Rochelle 2015 als Viertplatzierte aus dem Turnier hervor – und daran soll nun ganz im Sinne der Kontinuität angeknüpft werden.
Den letzten Schliff holte sich das DRIV-Team am vergangenen Wochenende beim Aare-Cup im schweizerischen Uttingen, wo es in der Gruppe gegen die unterklassigen Teams des RC Uttigen (13:1), RHC Lyon (6:3) und HC Münsingen (5:1) drei klare Siege gab. Im Halbfi- nale war der Gastgeber aus der NLA. Der RSC Uttigen, dann der erste echte Gegner. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hieß es schließlich 2:2 Remis, wobei Liam Hages und Nils Hilbertz die DRIV-Auswahl zweimal in Vorlage gebracht hatten. Auch im Penalty- Schießen legte Liam Hages vor, doch Uttigen glich umgehend wieder aus. Danach konnten vier deutscher Schütze mehr verwandeln, bevor die Eidgenossen mit ihren letzten Trumpf stachen. Im kleinen Finale war der HC Münsingen erneut kein ernsthafter Kontrahent und wurde mit 7:2 abermals deutlich bezwungen.
Doch auch wenn es sportlich nicht immer die ganz große Herausforderung für die Bundesliga-recken war, Trainer Jordi Molet nutzten die Erkenntnisse aus, um den in Uttingen noch aufgebotenen Zwölfer-Kader auf die für die World-Roller-Games erlaubte Maximalgröße von 10 Akteuren zu minimieren.
Mit Patrick Glowka (Tor), Kai Milewski und Nils Hilbertz stellt auch bei den Herren Meister ERG Iserlohn die größte Gruppe, Pokalsieger SK Germania Herringen ist mit Lucas Karschau und Liam Hages vertreten. Mit Jan Kutscha (Tor) und Tarek Abdalla ebenfalls zwei Spie- ler kommen vom Pokalfinalisten TuS Düsseldorf-Nord. Sebastian Haas (RESG Walsum), Milan Brandt (SC Bison Calenberg) und Chris- toph Rindfleisch (RHC Recklinghausen) komplettieren das Aufgebot für Nanjing.
Dieses hat zum Auftakt mit Vizeweltmeister Spanien am 3. September gleich eine ganz hohe Hürde zu nehmen, und auch die beiden weiteren Gruppengegner Mozambik (4. September) und Chile (5. September) – in Frankreich vor zwei Jahren Nummer 7 und 8 – sind keineswegs einfache Gegner. Im Vergleich zur gruppe B mit Argentinien, Portugal, Italien und Frankreich aber durchaus die kleineren Übel in der Vorrunde, ehe es auch bei den Männern in der zweiten Wochenhälfte dann über das Viertelfinale in die Platzierungsspiele gehen wird.
Sowohl die Spiele der Frauen als auch der Herren werden vom Weltverband FIRS auf dessen online-Plattform http://firs.rollersports.tv/ live zu sehen sein. Der Zeitunterschied beträgt dabei +6 Stunden. Nach deutscher Zeit beginnt das erste Match der DRIV-Frauen somit mor- gens ums 6.30 Uhr.